Wie kann Politik mit kulturellen Unterschieden umgehen?
4. Juni 2013
Dass innerhalb eines Nationalstaates eine homogene Gesellschaft existiert, war schon immer mehr Mythos als Realität. Doch in den vergangenen Jahrzehnten hat die Frage, wie die Politik mit Vielfalt, sei sie kultureller, ethnischer oder religiöser Art, umgehen kann, dramatisch an Bedeutung gewonnen: Ideologisch motivierte Versuche, solche Vielfalt zu bekämpfen, führten beispielsweise in den Nachfolgestaaten Jugoslawiens zu Bürgerkrieg und Vertreibung. Die zunehmende Migration und wachsende Mobilität von Menschen stellen aber auch so genannte ‚alte‘ Demokratien vor eine Herausforderung.
Vor diesem Hintergrund beleuchtet die Tagung „New Policies of Accommodating Diversity – Challenges and Opportunities in Multilevel States“ kritisch das Konzept der „Akkommodierung“: Konflikte beizulegen, indem Mehrheitsgesellschaft und Minderheiten sie aushandeln und zu einvernehmlichen Ergebnissen kommen. Zum einen diskutieren die Wissenschaftler grundsätzliche Fragen wie:
- Welche Gemeinschaften sind durch Sonderrechte besonders zu schützen?
- Wie viel Einheit in der Vielfalt erfordert das friedliche Zusammenleben einer heterogenen Gesellschaft?
Zum anderen stellen ihre Vorträge auch konkrete Beispiele vor, wie „Akkommodierung“ umgesetzt wird. Dabei geht es nicht nur um Länder wie Indien, Nepal oder Äthiopien, sondern auch um muslimische Migranten in Deutschland oder die politische Einbindung von Einwanderern in Südtirol. Und berücksichtigen zentral- und osteuropäische Staaten die Belange von Minderheiten verstärkt, um die Anforderungen für einen EU-Beitritt zu erfüllen?
Nathalie Behnke, die den Lehrstuhl für Verwaltungswissenschaften an der Universität Konstanz innehat, und Bettina Petersohn, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Forschungsprojekt „Die Dynamik von Gruppenkonflikten in multinationalen Mehrebenensystemen – Integration oder Akkommodierung?“, organisieren die Tagung. Die Veranstaltung wird gefördert vom Exzellenzcluster „Kulturelle Grundlagen von Integration“ der Universität Konstanz.